Was ist das patellofemorale Schmerzsyndrom (PFSS)?
Beim patellofemoralen Schmerzsyndrom (PFSS) handelt es sich um Schmerzen im Patella-Gleitweg zwischen Oberschenkel und Kniescheibe. Patienten sprechen hier meist von Schmerzen neben, hinter oder unter der Kniescheibe. Deshalb wird es oft auch allgemein als „vorderer Knieschmerz“ bezeichnet.
Bei jungen Frauen tritt das patellofemorale Schmerzsyndrom besonders häufig auf. Denn im Laufe der Wachstumsphase passen sehr häufig das Muskel- und Knochenwachstum nicht zusammen. Zusätzlich spielen das vermehrte Auftreten von Fehlstellungen (X-Beine), hormonelle Aspekte sowie eine geringere sportliche Aktivität eine Rolle.
Grundsätzlich werden drei Instabilitätsgrade unterschieden:
- Lateralisation der Kniescheibe (die Kniescheibe gleitet seitlich an der Führungsrinne)
- Subluxation der Kniescheibe (die Kniescheibe renkt sich fast aus)
- Luxation der Kniescheibe (die Kniescheibe renkt sich vollständig aus)
Folgende Synonyme werden für das patellofemorale Schmerzsyndrom (PFSS) verwendet:
- Femoropatellares Schmerzsyndrom (FPS)
- Retropatellaschmerz
- Chondropathia patellae
- Chondromalazia patellae
- Vorderer Knieschmerz
Ursachen für den vorderen Knieschmerz
Zu den häufigsten Ursachen zählen eine verkürzte oder geschwächte Oberschenkelmuskulatur, eine nicht vollständig ausgebildete Kniescheiben-Gleitrinne, eine Bein-Achsabweichung (beispielsweise X- oder O-Beine) oder auch eine Verkippung der Kniescheibe.
Im gesunden Zustand sitzt die Kniescheibe wie in einer Führungsrinne im sogenannten Gleitlager des Oberschenkelknochens und wird zusätzlich durch seitliche Bänder gehalten. Die Muskulatur unterstützt aktiv das zentrale Gleiten. Eine Instabilität der Kniescheibe führt dazu, dass die Patella nicht exakt im Gleitlager liegt und im schlimmsten Fall aus der Führungsrinne „herausspringt“. Dies verursacht starke Schmerzen.
Risikofaktoren für das patellofemorale Schmerzsyndrom
Aus anatomischer Sicht zählen dazu Normabweichungen der Gleitrinne oder der Kniescheibenform. Als weitere Risikofaktoren gelten unter anderem ein lockerer Bandapparat (Hypermobilität der Kniescheibe), eine hochstehende Kniescheibe und ein Ungleichgewicht zwischen äußerer und innerer, vorderer Oberschenkelmuskulatur. Letzteres kann dazu führen, dass die verkürzten Muskeln die Kniescheibe über die Sehnen zur Seite ziehen. Die Folge: eine Instabilität der Kniescheibe.
Symptome und Anzeichen, die eine instabile Kniescheibe hervorrufen kann
Die Schmerzen machen sich hinter, neben oder unter der Kniescheibe bemerkbar. Vor allem nach langem Sitzen oder längerer Ruhigstellung des Kniegelenks (Anlaufschmerzen), aber auch in Verbindung mit sportlicher Betätigung oder beim Treppensteigen.
Gesunde Muskulatur spannt sich an und entspannt sich wieder. Eine Überlastung kann dazu führen, dass sich der äußere Oberschenkelmuskel erst dauerhaft verspannt und anschließend verkürzt. Hier können sich „Triggerpunkte“ bilden, die Schmerzen verursachen und ausstrahlen. Beschwerden im Knie können somit auch mit der Bildung eines Triggerpunktes in der äußeren, vorderen Oberschenkelmuskulatur zusammenhängen.
Behandlung beim vorderen Knieschmerz
Im Falle einer Lateralisation oder Subluxation der Kniescheibe wird in der Regel konservativ behandelt, also ohne Operation. Um die Kniescheibe und das Kniegelenk zu stabilisieren, trägt der Patient eine Kniebandage oder -orthese (bei Luxation). Renkt sich die Kniescheibe erstmals oder mehrfach aus, kann ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Zudem ist es wichtig, die Zugrichtung auf die Kniescheibe positiv zu beeinflussen. Dabei helfen physiotherapeutische Übungen und regelmäßiges selbstständiges Training, um die Oberschenkelmuskulatur zu stärken.
Patellofemorales Schmerzsyndrom: Therapiebegleitende Physio-Übungen
Mit den richtigen Übungen können Sie Ihre Fitness und Mobilität erhalten und Schmerzen vorbeugen. Insbesondere Ihre Oberschenkelmuskulatur sollten Sie mit regelmäßigem, selbständigem Training stärken und damit die Zugrichtung auf die Kniescheibe positiv beeinflussen.
Das Trainingsprogramm besteht aus Übungen zum Aufwärmen, zur Kräftigung der vorderen Oberschenkelmuskulatur, Beinachsenstabilisation, Aktivierung der Hüftabduktoren und Dehnung der Oberschenkelmuskulatur. Fragen Sie vorab Ihren Arzt oder Therapeuten, ob die Übungen für Sie geeignet sind.
Beinpendel im Sitzen
Ziel: Aufwärmen
Ausgangsposition
- Sitzen auf einem höheren Stuhl oder Tisch
- Füße hängen frei
Übung
- Die Unterschenkel im Wechsel locker vor und zurück pendeln
Hinweis: Oberkörper aufrecht
Dosierung
- 2 Sätze, jeweils 45 Sekunden
- 60 Sekunden Satzpause
Dynamischer Squat
Ziel: Kräftigung der vorderen Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps) und Stabilisierung der Beinachse
Ausgangsposition
- Schulterbreit hinstellen
- Oberkörper aufrecht
- Füße leicht nach außen drehen
Übung
- Arme auf Brusthöhe nach vorne strecken und Hände falten
- Gesäß nach hinten unten schieben
- Zurück in die Ausgangsposition
- Oberkörper aufrecht
- Fersen am Boden lassen
Dosierung
- 3 Sätze, jeweils 15 Wiederholungen
Kniebeuge – mit Loop
Ziel: Kräftigung der vorderen Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps) und Aktivierung der Hüftabduktoren
Ausgangsposition
- Loop oberhalb der Knie um die Beine platzieren
- Schulterbreit hinstellen
- Oberkörper aufrecht
Übung
- Gesäß nach hinten schieben und in eine Hocke gehen
- Dabei die Knie gegen den Widerstand des Loops auseinanderschieben
- Zurück in die Ausgangsposition
Hinweis: Übung langsam und kontrolliert ausführen. Auf eine gute Rumpfspannung achten. Fersen am Boden lassen.
Dosierung
- 3 Sätze, jeweils 15 Wiederholungen
Kniebeuge – mit Ball
Ziel: Kräftigung der vorderen Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps) und Aktivierung der Hüftadduktoren
Ausgangsposition
- Aufrechter Stand
- Einen Ball (Alternative: ein Kissen) auf Kniehöhe zwischen den Beinen platzieren
Übung
- Gesäß nach hinten schieben und in eine Hocke gehen
Hinweis: Oberkörper aufrecht halten. Fersen am Boden lassen. Übung langsam und kontrolliert ausführen. Auf eine gute Rumpfspannung achten.
Dosierung
- 3 Sätze, jeweils 15 Wiederholungen
Kniestrecker mit Loop
Ziel: Kräftigung der vorderen Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps)
Ausgangsposition
- Mit dem vorderen Bein eines Tisches in das Loop „schlüpfen“
- Auf den Tisch setzen und das Sprunggelenk in der Schlaufe positionieren
- Beine im 90°-Winkel, Fußspitzen nach vorne
Übung
- Das Bein um etwa eine Schuhlänge strecken und danach wieder abbeugen
Hinweis: Übung langsam und kontrolliert ausführen.
Dosierung
- 3 Sätze, jeweils 15 Wiederholungen
Dehnung im Liegen
Ziel: Dehnung der vorderen Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps)
Ausgangsposition
- Auf die Seite legen, das betroffene Bein liegt oben
- Jetzt das untere Bein nach vorne im 90°-Winkel anwinkeln
Übung
- Das obere Bein nach hinten beugen
- Den Fuß mit der Hand greifen und die Ferse in Richtung Gesäß führen, bis eine Dehnung in der vorderen Oberschenkelmuskulatur spürbar ist
Dosierung
- 3 Sätze, jeweils 45 Sekunden halten
- Dazwischen lockern
Infomaterial zum Download:
Patellofemorales Schmerzsyndrom: Orthesen von medi
Die Therapie eines patellofemoralen Schmerzsyndroms erfolgt in erster Linie konservativ, also nicht-operativ. Bewährt haben sich Orthesen, zum Beispiel die Genumedi PT. Sie kann das Kniegelenk stabilisieren, die Führung der Kniescheibe verbessern und so dem patellofemoralen Schmerzsyndrom entgegenwirken.
Wiederherstellung des muskulären Gleichgewichts
A: Reduzierung der Verspannung im äußeren Anteil der Oberschenkelmuskulatur und gezielte Triggerpunkt-Ansprache
Mithilfe eines Gurtbands können Sie den Druck auf den Punkt individuell regulieren.
B: Aktivierung des geschwächten Muskelanteils
C: Sichere Führung der Kniescheibe
Hier finden Sie weitere Informationen zur Genumedi PT Knieorthese.
Der Arzt stellt die Diagnose und entscheidet über die Therapie. Bei Notwendigkeit kann er medizinische Hilfsmittel (z. B. von medi) verordnen. Im medizinischen Fachhandel wird der Patient von geschultem Personal vermessen und erhält sein medizinisches Hilfsmittel für seine individuellen Bedürfnisse.
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